Das ikm war im Jahr 2022 der Akademiestandort für das Projekt "Akademie für Kinder- und Jugendparlamente". für Hamburg. Die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente will Kinder- und Jugendgremien durch Qualifizierungs- und Vernetzungsangebote unterstützen und somit demokratische Partizipation fördern. Das Projekt läuft bis Dezember 2024. Träger der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente ist der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V. (AdB).
Die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente steht im Gesamtzusammenhang der Initiative "Starke Kinder- und Jugendparlamente", die das Engagement der Gremien vor Ort durch Beratung, Qualifizierung und Vernetzung unterstützt. Zudem ist die Akademie Teil der Jugendstrategie der Bundesregierung, die Jugendliche für Politik begeistern möchte. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Gemeinsam mit den verschiedenen Jugendforen haben wir Qualifizierungsangebote für Jugendliche konzipiert und umgesetzt.
Jahresbericht 2022
Vernetzen, Vorstellen und Voraussetzungen prüfen
2022 ist gleich zu Beginn mit guten Nachrichten für den Akademiestandort gestartet. Mit Umut Savac konnte ein erfahrener Projektleiter gewonnen werden, der die Aufgaben des Akademiestandorts in Hamburg übernommen hat. Da es in Hamburg nur ein aktives Kinder- und Jugendparlament in Horn gibt, hat der Standort den Fokus zu Beginn auf eine starke Vernetzung mit vielfältigen Akteuren aus der offenen Kinder und Jugendarbeit und den verschiedenen Verwaltungsorganen der Stadt gelegt, um einerseits das Projekt bekannt zu machen und andererseits die Chancen zur Initiierung neuer Kinder- und Jugendparlamente zu eruieren. Durch die Vorstellungen im Jugendhilfeausschuss und bei der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, kam es zu weiteren Einladungen. Beispielsweise konnten wir den Akademiestandort im Arbeitskreis der zuständigen Fachreferent*innen der Bezirke vorstellen und haben einen engen Austausch mit Anja Zeese (Abteilung Gestaltung der Jugendhilfe, Referat Kinder- und Jugendpolitik) und verschiedenen Parteipolitischen Repräsentanten aufgebaut. Dieses Investment hat sich bereits nach kurzer Zeit bezahlt gemacht, unter anderem wurden wir als Impulsgeber für die Zukunftswerkstatt Hamburg 2030 angefragt, wo wir den Akademiestandort und die Arbeit eines Kinder- und Jugendparlaments Jugendlichen und der Staatsrätin Frau Petra Lotzkat vorstellen konnten.
Maßnahmen, Impulse und Inspiration
Unter dem Motto: „Raise your Voice“ haben wir im zweiten Quartal die erste Maßnahme gestartet, um junge Perspektiven sichtbarer zu machen. Hierzu haben wir junge Menschen eingeladen, die bereits aktiv sind und sich in verschiedenen Netzwerken und Foren engagieren. Im Gespräch mit ihnen haben wir versucht ihre Perspektiven auf das Thema: „Jugendpartizipation“ zu erfahren und haben diese in einem Video festgehalten. Somit entstand zugleich ein Beitrag für die Bundesjugendkonferenz in Berlin. Darüber hinaus konnten wir aktive Jugendliche untereinander vernetzen, sie inspirieren und ihnen die Arbeitsweisen eines KiJuPa zeigen, damit sie evtl. selbst aktiv werden oder mit Ansprechpersonen aus Politik und Verwaltung, solche Formate auch in Hamburg starten.
Aus diesen Gesprächen heraus zeichnete sich ein klarer Auftrag für den Akademiestandort ab:
Wie können wir für mehr Diversität in Kinder- und Jugendparlamenten beitragen?
Daher war die Einladung des Vereins „Mandatsträger*innen afrikanischer Herkunft“ eine tolle Gelegenheit junge engagierte Menschen zu motivieren mehr zu machen und evtl. auch in Form eines parlamentarischen Engagements aktiv zu werden. Wir haben hierzu Jugendliche aus unterschiedlichsten Netzwerken eingeladen und sind mit 12 Jugendlichen nach Berlin gefahren. Die Fahrt wurde fürs Kennenlernen untereinander genutzt. Zusätzlich konnten die Inhalte und Ziele des Akademiestandorts vorgestellt werden. In Berlin gab es interessante Impulse der Mandatsträger*innen. Diese haben von ihren Wegen durch die Instanzen berichtet und deutlich gemacht, wie sie mit Diskriminierungen umgehen. Anschließend hatten die Jugendlichen die Chance sich mit den Mandatsträgern auszutauschen und persönliche Fragen zu stellen. Im Anschluss gab es eine kleine politische Führung durch Berlin, bei dieser Gelegenheit wurde ein vertiefendes Kennenlernen der Jugendlichen untereinander ermöglicht. Am Nachmittag haben wir Jugendliche aus dem KiJuPa Charlottenburg Wilmersdorf getroffen. Sie haben uns ein Video-Projekt vorgestellt, welches die Jugendstrategie der Stadt Berlin versucht in einfacher Sprache wiederzugeben, damit möglichst viele Kinder mitmachen können. Die Hamburger Jugendlichen haben ihr Feedback zu den Ideen gegeben und konnten so ins Gespräch mit den KiJuPa-Mitgliedern kommen und ihre Arbeitsweise kennenlernen. Abschließend haben wir die Gelegenheit genutzt und weitere Jugendliche interviewt, um ihre Perspektive auf Jugendbeteiligungsformate zu bekommen.
Unser Beitrag auf der Fachtagung für Jugendpolitik & YouRope — Jugendbeteiligung und Wahlaltersenkung
Die Einladung der AGJ am Fachtag für Jugendpolitik teilzunehmen und als Expert*innen zum Thema Diversität in Jugendbeteiligungsformaten zu sprechen, haben wir dankend angenommen. Schnell war uns klar, dass wir Jugendliche gewinnen wollen, die für sich sprechen und ihre Expertise einbringen. Hierzu haben wir aktive KiJuPa Mitglieder aus Berlin eingeladen und sie mit Hamburger Jugendlichen vernetzt. Die Jugendlichen aus Hamburg konnten wir aus verschiedenen Jugendforen rekrutieren. Im Vorwege der Veranstaltung haben wir mit ihnen zum Thema des Panels gearbeitet und sie auf die Diskussion vorbereitet. Auf der Fachtagung haben die Jugendlichen mit ihrer Expertise und ihren Perspektiven die Erwachsenen begeistert. Diese Selbstwirksamkeitserfahrung und der Austausch mit interessierten Erwachsenen, waren wichtige Erfolgserlebnisse für die Jugendlichen. Inhaltlich gab es eine breite Diskussionen ob und wie mehr Diversität in KiJuPa möglich und sinnvoll gestaltet werden kann. Die Meinungen der Jugendlichen waren deutlich: sie trauen sich durchaus auch zu für andere junge Menschen zu sprechen. Finden es aber auch bereichernd, wenn sie mehr Diversität erleben.
Die starke Präsenz des Akademiestandorts und die Lobbyarbeit hat zu einer weiteren interessanten Maßnahme im vierten Quartal geführt: YouRope — Welche Chancen und Herausforderungen bietet ein Wahlrecht ab 16 Jahren?
Egal ob in Europa, auf Bundes- oder auf Landesebene, Jugendbeteiligung ist stets erwünscht und soll gefördert werden und dennoch sind junge Perspektiven in der Praxis selten vertreten. Gemeinsam mit politischen Vertreter*innen, Expert*innen aus dem 3. Sektor und jungen Menschen, haben wir im November das Gespräch gesucht und gemeinsam diskutiert was Partizipationsprojekte wie Kinder- und Jugendparlamente hier leisten können, welche Rolle politische Bildung leisten muss und welchen Effekt eine Wahlalterssenkung für mehr Jugendbeteiligung leisten kann.
Hierzu haben wir junge Engagierte Menschen in Hamburg eingeladen. Die Einladung ging an ein breites Netzwerk an Jugendparlamenten und Jugendforen in ganz Hamburg. Wir konnten unsere Maßnahme sowohl über die Schüler*innenkammer Hamburg, den Landesjugendring als auch über die Schülerprogramme des LI bewerben. Darüber hinaus haben wir die Jugendlichen aus den Jugendforen über die Demokratie Leben! Projekte am IKM und über die Netzwerke der Bezirksabgeordneten Irene Appiah beworben. Zusätzlich konnten wir auch engagierte junge Menschen aus ganz Europa einladen, so kam es zur breiten Beteiligung von jungen Menschen aus Hamburg, Schweden und Brüssel bei dieser Veranstaltung.
Die Nachricht am 11.11.2022, dass das Wahlalter für das EU Parlament auf 16 Jahren gesenkt wird, hat unserem Vorhaben eine zusätzliche Relevanz gegeben. So konnten wir in einem digitalen Vorbereitungsworkshop am 19.11.2022 verschiedene Perspektiven erarbeiten. Spannend war, dass die Jugendlichen viele Aspekte aus ihrer Lebenswirklichkeit einbringen wollten. Es wurde sehr deutlich, dass politisch interessierte junge Menschen sich nicht nur für Belange aus ihrer direkten Lebensumgebung interessieren, sondern auch mit übergeordneten Themen auf Bundes- und EU-Ebene beschäftigen. Bei der Hybriden Veranstaltung zwei Tage später, wurden diese Perspektiven dann im Gespräch mit relevanten Stakeholdern (EU-Parlamentarier, Bezirksabgeordnete…) ausgetauscht. Wir haben in einem offenen Fishbowl Konzept sowohl vor Ort mit Jugendlichen als auch mit digital dazugeschalteten jungen Menschen diskutiert. Diese Veranstaltung war nicht nur hybrid, sondern auch zweisprachig, da sowohl Gäste als auch teilnehmende Jugendliche aus dem nicht deutschsprachigem Raum anwesend waren. Dadurch konnten Jugendliche erleben, dass ihre Themen nicht nur in Hamburg sondern auch überall in Europa relevant sind.
Abschließend haben wir den Jugendlichen die Chance gegeben ihre Perspektiven und Meinungen für ein Wahlrecht ab 16 Jahren in Videostatements festzuhalten. Hieraus ist ein starkes Signal für mehr Jugendpartizipation in Form eines Videos entstanden.
Unsere Aktivitäten zeigen Wirkung
Die vielen Maßnahmen und Projekte in 2022, die der Akademiestandort in Hamburg, trotz fehlender Kinder- und Jugendparlamente umsetzen konnte, zeigen Wirkung. Nicht nur Politik und Verwaltung sind auf uns aufmerksam geworden, sondern auch Jugendliche selbst. Gegen Ende des Jahres haben Jugendliche aus Steilshoop Kontakt zu uns aufgenommen und wollen mit der Hilfe des Akademiestandorts ein eigenes Forum initiieren, um sich für die nächste RISE-Förderperiode der Stadtentwicklung in ihrem Bezirk aufzustellen. Auch auf der Veddel machen sich Jugendliche auf den Weg, um zukünftig Jugendpartizipation strukturiert in ihren Stadtteil einzubringen. Darüber hinaus, hat sich das Jugendparlament Horn unsere Unterstützung bei der Umsetzung eines Vorhabens in ihrem Stadtteil gewünscht. Die Umgestaltung eines U‑Bahntunnels möchten die Jugendlichen gerne beteiligen. Hier konnte der Akademiestandort durch starke Lobbyarbeit viel Zustimmung in der Verwaltung gewinnen und hat kurz vor Ende des Jahres zu einem Runden Tisch eingeladen, der Anfang 2023 stattfinden soll.
Änderung des Akademiestandorts
Mit großem Bedauern konnte das ikm den Akademiestandort Hamburg 2023 nicht weiterführen. Aus persönlichen Gründen musste der Projektleiter sich zurückziehen und aus strukturellen Gründen konnte das ikm keine andere Projektleitung installieren. Wir freuen uns jedoch sehr, dass die W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. die Trägerschaft übernommen hat.
Fotos © Eman Helal